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Sozialer Bereich

Hier ist eine Auswahl von Projekten aus dem sozialen Bereich, die aktuell von der Volkart Stiftung gefördert werden, oder in der Vergangenheit gefördert wurden.

NCBI Schweiz

Kompetenzzentrum „Unsere Stimmen“: partizipative Kampagne für Bildung für junge Geflüchtete

Foto: © NCBI Schweiz

NCBI Schweiz

Das Kompetenzzentrum „Unsere Stimmen“ wurde vom National Coalition Building Institute NCBI 2018 lanciert. Dabei ist Bildung für geflüchtete Personen ein zentrales Thema. Empfehlungen zu Themen wie „Schule und Bildung“ oder „Arbeitsintegration“ wurden erarbeitet. Auch zahlreiche politische Vorstösse zu Bildungsthemen zur Förderung des Rechts auf Bildung für geflüchtete Personen werden mittels Advocacy-Arbeit vorangetrieben.

Mit verschiedenen Kantonen und Behörden konnte das Kompetenzzentrum zu Bildungsanliegen und anderen Themen in einen konstruktiven und regelmässigen Dialog treten. Zudem traten zahlreiche geflüchtete Personen an Tagungen, Konferenzen und Podiumsdiskussionen zu Bildungsthemen auf und erhoben ihre Stimme als Fachpersonen und Betroffene.

Das Kompetenzzentrum „Unsere Stimmen“ ist als partizipatives Projekt konzipiert. Es wird von einem Kernteam von fünf geflüchteten Personen geleitet und koordiniert. Eine Gruppe von weiteren 25-30 geflüchteten Personen übernehmen im Rahmen des Projekts Moderations- und Koordinationsaufgaben oder treten an Veranstaltungen und auf Podien auf. Sie werden dabei vom Kernteam sowie von NCBI Schweiz unterstützt. Das Kompetenzzentrum dadurch auch ein Ort, an dem Selbstwirksamkeit und Empowerment von geflüchteten Personen erlebt werden kann.

Bildung für alle – jetzt!

Bildungszugang verbessern

Foto: © Bildung für Alle-jetzt

Bildung für alle – jetzt!

Aktueller Förderzeitraum: 2021 – 2022

Die Integration von geflüchteten Menschen in Schule, Ausbildung und Beruf ist ungenügend. Geflüchtete, Asylsuchende, Abgewiesene und Sans-Papiers, die sich bilden wollen, stehen oft unüberwindlichen Barrieren gegenüber. Im Netzwerk von «Bildung für alle – jetzt!» engagieren sich mehr als 30 nationale und regionale Organisationen für einen besseren Bildungszugang der Migrationsbevölkerung. Die jährlich stattfindende Netzwerktagung widmete sich 2023 dem Schwerpunkt «Erkennen und Fördern von Potenzialen von Geflüchteten». Am Beispiel des Zugangs zum Lehrberuf wurde diskutiert, wie die Potentiale von Geflüchteten gefördert werden können, anschliessend folgten Inputs des nationalen Flüchtlingsparlaments und Berichte der Regionalgruppe Zürich zur aktuellen Arbeit. Im offenen Brief «Lehrkräftemangel: Das Potenzial von Geflüchteten erfassen, fördern und aufwerten» wurde das Thema weiterverfolgt, um einen Dialog mit relevanten Akteur*innen anzustossen. National wie kantonal hat der Verein eine Reihe von parlamentarischen Vorstössen angeregt, die er weiterverfolgt. Nennenswert sind hier etwa das Postulat «Lücken im Stipendienwesen schliessen und dem Negativtrend entgegenwirken» oder im Kanton Bern die Motion «Ausbildungsbeiträge für vorläufig Aufgenommene». 2023 wurden zudem in vier Kantonen gut besuchte Sensibilisierungsveranstaltungen durchgeführt.

National Coalition Building Institute

Kompetenzzentrum Unsere Stimme: Partizipative Kampagne für Bildung für junge Geflüchtete

Foto: © Rahim Mohammadzade, NCBI

National Coalition Building Institute

Aktueller Förderzeitraum: 2021 – 2024

Engagierte Geflüchtete aus verschiedenen Ländern sammeln im Kompetenzzentrum «Unsere Stimme» Informationen zu Bildungsthemen wie z.B. Schule, Zugang zu Berufslehren und Studium, Arbeitsintegration, Rassismus, Beschäftigung aus den Erfahrungen von weiteren Geflüchteten. Darauf basierend formulieren sie Empfehlungen für eine Verbesserung der Bildungsangebote. Geflüchtete können dadurch am öffentlichen Diskurs teilnehmen und sich besser für das Recht auf Bildung für alle einsetzen. Dabei werden sie als Expert:innen ihrer eigenen Sache wahrgenommen und bringen ihre Erfahrungen mit der Integration in die Diskussion mit Entscheidungsträger:innen ein, zeigen Missstände auf und helfen mit, diese zu verbessern. So erheben sie auf wirksame Art ihre Stimme für mehr Integration und Bildung und gewinnen Anerkennung und Selbstsicherheit. Das Ziel dabei ist es, die Betroffenen zu befähigen und ihre aktive Partizipation im öffentlichen Diskurs zu fördern; die Öffentlichkeit und insbesondere Entscheidungstragende aus Politik und Verwaltung sowie Integrationsprogrammanbietende und Bildungsverantwortliche zu sensibilisieren und zu beeinflussen, um ihre Bildungsangebote besser an die Bedürfnisse der Geflüchteten anzupassen. Zudem wird ein nationales Mapping der Bildungsinitiative Integrationsagenda Schweiz von einem Forschungsinstitut erstellt, um Optimierungsmöglichkeiten zu identifizieren.

VERBAND DER SCHWEIZER STUDIERENDENSCHAFTEN

Integrationsvorstudium für qualifizierte Geflüchtete an Fachhochschulen, INVOST

Foto: © Rahel Müller, INVOST

VERBAND DER SCHWEIZER STUDIERENDENSCHAFTEN

Aktueller Förderzeitraum: 2021 – 2025

Das Projekt INVOST ermöglicht qualifizierten Geflüchteten an der Hochschule für Technik FHNW und der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) studienvorbereitende Passerellen zu absolvieren. Im Rahmen der Programme erwerben qualifizierte Geflüchtete Kompetenzen, die ihnen die Aufnahme eines Bachelorstudiums ermöglichen.

Obwohl viele Geflüchtete Praxiserfahrungen und Qualifikationen mitbringen, können sie ihr berufliches Potenzial in der Schweiz oftmals nicht entfalten. Gerade jetzt, wo qualifiziertes Fachpersonal in der Schweiz dringend benötigt wird, ist es besonders wichtig, die Potenziale von Geflüchteten anzuerkennen und zu fördern.

Das Projekt INVOST verzeichnet erste Erfolge:  Dank der Passerellen des Herbstsemesters 2021 und Frühlingssemesters 2022 konnten insgesamt 8 der 24 Teilnehmenden (33%) ab Herbstsemerster 2022 ein Bachelorstudium aufnehmen. 4 Personen (17%) haben eine andere für sich passende Bildungsfolgelösung entwickelt. Weitere 3 Personen (13%) werden zum Studium ab Herbstsemester 2023 zugelassen, wenn sie das erforderte Sprachniveau B2 erreichen. Insgesamt konnten demnach 15 Personen (63%) eine solide Bildungsperspektive entwickeln.

INVOST stösst bei anderen Hochschulen auf Interesse. Im Jahr 2021/2022 konnte INVOST mehrere Fachhochschulen zu Projekten für Geflüchtete beraten und somit zur Multiplikation des Ansatzes beitragen.

Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS)

Hochschulzugang für Geflüchtete fördern

Foto: © VSS

Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS)

Aktueller Förderzeitraum: 2022 – 2026

Trotz vorhandenen Qualifikationen sind Hochschulen für studentische Geflüchtete auf Grund von hohen Zulassungshürden schwer zugänglich. Um diesen Zugang zu einem Studium zu erleichtern und somit die Entfaltung von Potenzialen zu ermöglichen, begleitet «Perspektiven – Studium» als Kompetenzzentrum  Hochschulförderprojekte für Geflüchtete schweizweit mit Expertise und Netzwerk und bietet ihnen/diesen mit einem Fonds finanzielle Unterstützung in Hinblick auf die Verankerung des Angebots in den Regelstrukturen. Studieninteressierte Geflüchtete und Fachpersonen erhalten Informationen und Beratung und relevante Behörden werden für die Situation von Studierenden mit Fluchthintergrund sensibilisiert. Um eine nachhaltige Verbesserung des Hochschulzugangs zu erzielen, setzt sich «Perspektiven – Studium» zudem mit politischen Vorstössen dafür ein, dass Geflüchtete als potenzielle Studierende anerkannt und gefördert werden.

Auch im Studium selbst sind Geflüchtete oft mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert. Gemeinsam mit geflüchteten Studierenden erarbeitet «Perspektiven – Studium» partizipativ Empfehlungen, berät Hochschulen beim Aufbau von passenden Unterstützungsangeboten und sucht gemeinsam mit Stiftungen und kantonalen Ämtern nach Lösungen zur Finanzierung eines Studiums.

Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht (SBAA)

Projekt „Zugang zu Bildung unabhängig vom Aufenthaltsrecht“ / Geschäftsstelle SBAA

Foto: © Jana Leu

Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht (SBAA)

Aktueller Förderzeitraum: 2023 – 2024

Die SBAA setzt sich für einen chancengerechten Zugang zu Bildung für Geflüchtete, Migrant:innen und Menschen ohne Bleiberecht sowie gerechte und würdevolle Asyl- und Ausländerrechtsverfahren ein.

Im Rahmen des Projekts „Zugang zu Bildung unabhängig vom Aufenthaltsrecht“ erarbeitete die SBAA eine Vernehmlassung zur beruflichen Grundausbildung von Sans-Papier und veröffentlichte eine Broschüre zur Fachtagung „Zugang zu Bildung von Geflüchteten und Menschen ohne Bleiberecht“. Das Projekt Zugang zu Bildung unabhängig vom Aufenthaltsrecht ist seit September 2023 – vorerst – beendet.

Die Volkart Stiftung unterstützt nach wie vor auch die Geschäftsstelle der Schweizerischen Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht. Im Jahr 2023 veröffentlichte diese einen Fokus zu den Kinderrechten, arbeitete an einem ausführlichen Fachbericht (Publikation im Frühling 2024) zu einem Vergleich zwischen der vorläufigen Aufnahme und dem Schutzsstatus S und führte die Falldatenbank weiter. Zudem erwirkte sie durch die Lancierung der parlamentarischen Initiative «Armut ist kein Verbrechen» eine Gesetzesänderung im Bereich der Sozialhilfe für AusländerInnen. Schlussendlich konnte sich die Geschäftsstelle im Jahr 2023 wichtigen und unumgänglichen internen Erneuerungen der Geschäftsstruktur widmen.

Dank der erneuerten finanziellen Unterstützung der Volkart Stiftung, kann die SBAA weiterhin einen Beitrag zugunsten eines systemischen Wandels für ein faires Asyl- und Ausländerrecht leisten.

Integrationsvorkurs an der Universität Zürich

START! Studium

Foto: © UZH

Integrationsvorkurs an der Universität Zürich

Aktueller Förderzeitraum: 2021 – 2024

„START! Studium – Integrationsvorkurs an der UZH“ ist ein zweisemestriges Bildungsangebot der Universität Zürich für geflüchtete Personen mit Potenzial für ein Hochschulstudium. Im Programm erweitern die Teilnehmenden ihre Sprachkompetenzen in Deutsch und Englisch, frischen ihre Kompetenzen in ausgewählten universitären Fachmodulen, in IT und in wissenschaftlichem Arbeiten auf, und erhalten einen Einblick in die Inhalte und Anforderungen eines Hochschulstudiums in der Schweiz. Ziel ist die sprachliche, fachliche und organisatorische Vorbereitung auf die Anforderungen eines Studiums in der Schweiz. START! Studium trägt damit dazu bei, dass Geflüchtete ihrem Potenzial entsprechend gefördert werden und sich später nachhaltig in den Schweizer Arbeitsmarkt integrieren können. Seit Programmstart im Sommer 2021 haben bereits 70 Personen an START! Studium teilgenommen. Das Pilotprojekt läuft noch bis im Sommer 2024.

Solafrica / Root & Branch

Refugees go Solar+

Foto: © Solafrica / Root & Branch 2022

Solafrica / Root & Branch

Aktueller Förderzeitraum: 2021 – 2023

Hier die boomende Schweizer Solarbranche, die nach Fachkräften sucht. Dort viele Geflüchtete, die gerne arbeiten würden, mangels einer in der Schweiz anerkannten beruflichen Qualifizierung aber nur erschwert Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Das Programm Refugees go Solar+, eine Joint-Venture-Initiative der beiden Berner Nichtregierungsorganisationen Solafrica und Root & Branch, baut eine Brücke zwischen diesen beiden Welten.

Wie bei einer Berufslehre erfolgt die Qualifizierung der Teilnehmenden stufenweise bei Partnerunternehmen aus der Solarbranche. Die Ausbildung kann in der Herstellung, der Montage oder im Vertrieb erfolgen. Bei der Ausgestaltung der Qualifizierung orientiert sich das Programm an der dualen Berufsbildung und den Bedürfnissen der Branche. Geflüchtete erhalten so eine realistische Chance, sich eine langfristige berufliche Anschlusslösung im ersten Arbeitsmarkt zu erarbeiten.

Was 2019 als Pilotprojekt zur beruflichen Eingliederung von Geflüchteten gestartet hatte, konnte sich bis heute in über zehn Kantonen der Deutsch- und Westschweiz etablieren: In drei Jahren wurden rund 60 Teilnehmende ausgebildet. Allein im Jahr 2022 haben zehn Personen die Qualifikationen erreicht und eine Festanstellung in der Solarbranche erhalten.

Refugees go Solar+ wurde vom Bundesamt für Energie mit dem Schweizer Energiepreis Watt d’Or 2023 in der Kategorie «Spezialpreis der Jury» ausgezeichnet.

Save the Children

Kinder in Asylunterkünften

Foto: © Save the Children

Save the Children

Aktueller Förderzeitraum: 2023 – 2025

Aufgrund der Überlastung des Asylsystems und fehlender Betreuungsmöglichkeiten sind Minderjährige Risiken von Gewalt und Vernachlässigung ausgesetzt. Es fehlt an kind- und jugendgerechter Unterbringungs- und Betreuungsstandards. Die Kinderrechtsorganisation „Save the Children“ setzt sich deswegen für den Schutz und die Förderung von Kindern im Asyl- und Migrationsbereich ein. Ein Engagement für geflüchtete Mädchen und Jungen ist umso dringender und wichtiger, da der Anteil von Asylgesuchen von Minderjährigen mit über 41% enorm hoch ist. Darüber hinaus hat sich die Anzahl der Asylanträge von unbegleiteten Jugendlichen seit dem Jahr 2020 verfünffacht. Die Aktivitäten von Save the Children beinhalten:

– Aufbau und Ausweitung von Qualitätsstandards betr. kindergerechter und jugendgerechter Unterbringung und Betreuung;

– fachliche Stärkung der unterkunftsbetreibenden Organisationen;

– Stärkung der Erziehungskompetenzen von Eltern geflüchteter Minderjähriger, die in prekären Situationen sind;

– Öffentlichkeitsarbeit.

Dadurch wurden 2023 die Lebensumstände und Unterbringungsbedingungen von über 6’000 geflüchteten Kindern und deren Eltern verbessert

Allianz Chance+

Chancengerechte Bildung für Kinder und Jugendliche

Foto: © Allianz Chance+

Allianz Chance+

Die Allianz Chance+ setzt sich für eine signifikant verbesserte Chancengerechtigkeit im Jugendalter ein. Sie verfolgt die Vision einer Schweiz, in welcher der individuelle Bildungserfolg durch die erbrachte Leistung und nicht durch die soziale Herkunft bestimmt wird. Denn Chancengerechtigkeit in der Bildung ist eine rechtlich und gesellschaftlich deklarierte Absicht, jedoch leider keine Realität.

Wie der Pisa-Bericht 2022 erneut zeigt, gelingt Kindern und Jugendlichen aus bescheidenen familiären Verhältnissen und fremdsprachigem Hintergrund der Sprung in die Berufs- und Fachmittelschulen sowie Gymnasien seltener als privilegierteren Gleichaltrigen – und dies bei ähnlich grosser Motivation und gleichem Potential. Das ist persönlich, gesellschaftlich und volkswirtschaftlich fatal.

Die Allianz Chance+, ein Zusammenschluss von Förderprogrammen und Institutionen aus der Deutschschweiz, steuert dagegen – durch die Verbreitung von Förderprogrammen, Handlungsempfehlungen für Schulpraxis und Bildungspolitik, die Verbindung von Praxiswissen mit neuesten Forschungserkenntnissen sowie Öffenlichkeitsarbeit. In Kooperation mit der Unternehmensberatung Oliver Wyman lanciert sie 2024 die «Chancen-Initiative Schweiz» mit dem Ziel, die Bildungsgerechtigkeit endlich substantiell voranzubringen.